Spooktober!

 


Oktober ist die Zeit für herbstliche Wälder - und Spuk.

Einmal mehr konnte Lily mich in eine amerikanische Tradition einweihen: Kürbisschnitzen im Oktober. Viele Häuser werden nun mit Kürbissen, geschnitzten und ungeschnitzten, sowie allerlei Spuk-Gegenständen geschmückt.


Fürs Kürbisschnitzen gibts eigenes Werkzeug.
Die Kerne werden später geröstet.

Die Innereien des Kürbis müssen zunächst ausgeschabt werden - die sind bei Schnitzkürbisarten meist fasrig und nicht sonderlich genießbar - auch wenn Lilys Familienhund Willow (englisch für Weide) das Kürbis"fleisch" zu mögen scheint.


Bewaffnet mit dem Kürbisschaber.


Das fertige Produkt. Fehlt nur noch...


... die Kerze!

Inzwischen sind die Temperaturen deutlich gesunken, nachts auf durchschnittlich 7 Grad, teilweise aber auch mit den ersten Frostchancen. Den letzten wirklich warmen Tag verbrachte ich glücklicherweise draußen, nämlich mit Golfen!


Abstand halten, so ein Golfschläger haut rein!

Dazu hatte mich Fran, der Gatte unserer Kirchenpräsidentin (entspricht dem GKR-Vorsitzenden in Deutschland), eingeladen, zusammen mit seinem Bruder Bill. Da in Amerika soviel Platz ist, gibt es auch viel mehr Golfplätze und es ist keineswegs nur eine Sportart für reiche Snobs. (Dennoch scheint das Klientel hauptsächlich aus weißen Männern mittleren bis höheren Alters zu bestehen...) Für mich war es die erste Golferfahrung und ich war überrascht, wie viel Spaß es machte! Das "Werkzeug" - die verschiedenen Golfschläger - hatte Fran für mich mitgebracht. (Allerdings habe ich gesehen, dass man in den vielen Second Hand Läden in der Gegend sowas auch für wenig Geld erwerben könnte.) Dabei kann ich schwer entscheiden, was mehr Spaß machte: das Rumfahren in den Golf-Buggys oder das eigentliche Golfen!

Für den ersten Abschlag hat man jeweils so einen "fetten" Schläger, also das Ende unten ist ziemlich schwer, denn hier darf der Ball sehr weit fliegen. Dann hat man einige Schläger, die von 1-9 nummeriert sind und unterschiedlich dick geformt sind - je nachdem ob man den Ball aus tiefem Gras oder Sand schlagen muss, und wie weit oder hoch er fliegen soll (vorausgesetzt man trifft und gräbt nicht nur den Rasen um - würde mir ja nie passieren). Ganz am Ende hat man sehr "runter-rasierten" Rasen, auf dem der Ball förmlich gleitet. Hier hat man wieder einen speziellen Schläger, mit dem man den Ball nur ganz sachte Richtung Loch schiebt.


Bill ist Experte im Gegensatz zu Fran und mir.


So schön kann Golfen sein... am letzten sommerlichen Tag des Jahres.

Zugleich war am selben Tag die Premiere des Musicals "Oliver" über Oliver Twist, die eine kleine Theatertruppe in West Bend aufgeführt hat - darunter mein Mentor Eric, der den "Guten" spielen durfte, den Großvater von Oliver, der den Waisenjungen am Ende wiederfindet und adoptiert (ups - Spoiler). 

Eine weitere amerikanische Eigenheit ist die Leidenschaft für Football. Während ich Baseball schon erleben konnte, hatte ich mit Football noch nicht die Gelegenheit. Nun endlich gab es ein Spiel des Kewaskum High School Football Teams zu begutachten:


Es wurde schon dunkel, als das Spiel losging.

Witzigerweise ist Lily, die mich begleitete, kein großer Fan von American Football, sie hat stattdessen in der Schulzeit Fußball gespielt, wie wir ihn kennen! (Dieser wird hier Soccer genannt.) Von daher waren wir beide bald von der Überlegenheit des klassichen Fußballs überzeugt (schon allein diese vielen Pausen beim Football... das geht ja nie voran), und verließen das Spiel zur Halbzeit... Dennoch hier ein Video, wie es beim Football zugeht:


Den Leuten scheint's zu gefallen.

Am Sonntag, zwischen Gottesdiensten und Konfirmation, die beide in meiner Hand lagen, gab es den Keys Run, das ist ein Wettlauf für alle Altersgruppen in Kewaskum. Mir oblag es dabei, Lily anzufeuern, die schon seit einigen Jahren daran teilnimmt:


Geschafft.

Danach besuchten wir ein Labyrinth in West Bend. Ich habe inzwischen gelernt, dass es einen Unterschied gibt zwischen Labyrinth und Irrgarten: ein Labyrinth hat zwar gewundene Wege, führt aber am Ende immer zum Ziel. Ein Irrgarten dagegen hat viele Kreuzungen und Sackgassen. (Kann das jemand bestätigen?) Jedenfalls finden sich Labyrinthe auch in vielen alten (und neuen) Kirchen. Hier ein Beispiel:

Fourth Presbyterian Church: A Light in the City

Das Labyrinth wird dabei als Pilgerweg verstanden, der zwar viele Windungen hat,
aber am Ende in die Mitte führt: zu Gott.

Tatsächlich konnten sich viele Menschen im Mittelalter keine Pilgerreise leisten, und nutzten daher das Labyrinth auf dem Boden der Kirche als eine Art kleine Pilgerreise oder Meditation. Bis heute wird das Labyrinth in Kirchen verwendet, so auch in Green Lake, wo es als großer Teppich im Kirchenraum verlegt ist. Das Labyrinth in West Bend ist aber weniger dem Glauben als den Blumen verpflichtet:


Auf dem Weg durch das Labyrinth lernt man Blumen und Pflanzen kennen.

Von daher wirkt es eher wie ein Lernpfad. In der Mitte des Labyrinths erreicht man eine kleine Bank, auf dem man über den abgeschlossenen Weg nachdenken (oder das schöne Wetter genießen) kann. Letzteres ist nun rar und kostbar: zwar sind die Laubwälder wunderschön geziert, doch die warmen Tage gezählt.


Die letzten Blumen des Jahres aus Lilys Garten...
die ersten frostnahen Nächte setzen nun ein.


Dieses Töpfchen wird bei mir überwintern.
(Wer entdeckt den Frosch?)


Der Abendhimmel in Flammen.

Einen der letzten warmen Tage verbrachten wir letzten Mittwoch auf dem "Holy Hill". Dies ist ein großes Marienheiligtum, also ein zentraler Pilgerort für die hiesigen Katholiken - und Naturliebhaber. Denn man kann vom besteigbaren Kirchenturm aus, der auf dem namensgebenden Hügel steht, sehr viel von Wisconsin sehen - bei guter Sicht bis nach Milwaukee.

Zunächst wird man von der Hl. Theresa begrüßt.


Ha! Wer den Naumburger Wenzelsturm oder die Wittenberger Schlosskirche bestiegen hat,
wird hier keine Probleme haben.


Erste Blicke nach draußen...


... über die Kirche ...


... bis zum Horizont.


Zeit für ein Selfie.


Die Fassade der Kirche...


... und der zugehörige Innenraum.


Außerhalb gibt es einen tollen Spaziergang durch den Laubwald, den Hügel hinauf,
mit kleinen Schreinen, die den 14 Kreuzwegstationen gewidmet sind.
Hier die 2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf sich.


10. Station: Jesu Kleider werden geteilt.
Und so weiter.

Last but not least gab es am Sonntag eine nicht unwichtige Ankündigung im Gottesdienst: ich werde nun doch länger als geplant bleiben. Nach Gesprächen mit den Kirchenoberen hier und in Deutschland habe ich mich entschieden, die Ordination hier in der UCC anzustreben. Wie das genau aussehen wird, muss nun in den nächsten Tagen und Wochen noch besprochen werden. Es bleibt also spannend...

Alles Liebe,
euer Jakob


Comments

Popular posts from this blog

Road Trip durch die USA

S'mores and more!

Ein Tag in Madison und andere Kleinigkeiten