Ein paar Erinnerungen und ein Ordinationsjubiläum

 


Für die Besucher des Männerfrühstücks galt es ein Stück deutscher Geschichte zu erzählen.

Letztes Wochenende stand ganz im Zeichen von Erics 25. Ordinationsjubiläum. Fast die gesamte Zeit seiner Berufung zum Pfarramt hat er hier in Kewaskum verbracht. Nun wird er dieses Jahr 59 und es geht eher auf das letzte Stück der beruflichen Strecke zu - seltsam für mich, der ich noch ganz am Anfang stehe. (Die Pfarrer im Ruhestand, denen ich hier begegnet bin, haben ihren Beruf meist bis in ihre Achtziger Jahre ausgeübt...!)

Zuvor jedoch gab es am Freitag das "Männerfrühstück". Dies findet statt in dem Wohnkomplex für unabhängig lebende (ältere) Menschen, in dem ich auch wohne. (Falls sie mich doch noch ins "assisted living" - betreutes Wohnen - stecken, muss ich mir Sorgen machen.) Dieses Männerfrühstück findet einmal im Monat statt und es gibt immer einen "guest speaker" (einen Gastvortrag), der etwas über seine Arbeit oder sein Leben erzählt. Ich hatte schon fast vergessen, dass ich angeboten hatte, auch mal über meinen Hintergrund etwas zu erzählen, als Jerry mich erinnerte, dass ich diesen Freitag dran bin.

In meiner Präsentation sprach ich über drei Themen: 1. das Vikariat in Deutschland, also was mich zum Pfarrberuf geführt hat und wie ich mich schließlich in Amerika wiederfand, 2. meine Herkunft aus Ostdeutschland, 3. meine Studienjahre. Es war interessant für mich, mal das eigene Leben in ein paar Blitzlichter für ca. 60 Minuten Vortrag und Nachfragen zusammenzufassen.


Ich kramte ein paar alte Bilder aus; ich bin der mürrische Junge mit Topfschnitt rechts mittig.

Schon öfter war ich überrascht, wie sehr besonders die Geschichte Ostdeutschlands und der deutschen Teilung und Wiedervereinigung hier auf großes Interesse stößt, sodass ich auch diesem Part einige Aufmerksamkeit widmete, und wie die Wende sich auf unsere Familie auswirkte. Als ich in Westdeutschland studierte, und auch später im Leben, begegnete ich oft eher Spott und Bananen-Witzen aufgrund meines Akzents. Hier dagegen sind die Leute offen und interessiert an den Lebensumständen im Osten. Auch wenn ich diese Zeit natürlich selbst nicht miterlebt habe (ich war 1 Jahr alt zur Zeit des Mauerfalls), so sind es doch diese Geschichten, mit denen ich aufgewachsen bin, und mein eigener Akzent hat mich immer, ob ich wollte oder nicht, als Ostdeutschen gekennzeichnet. 


Auch die kürzeste Geschichte Ostdeutschlands kommt nicht ohne den Trabbi aus.

Daneben grub ich auch ein paar Bilder aus Studienjahren und Vikariat aus für meine Präsentation:


Bilder von unserer Wüstenwanderung durch den Sinai 2011.


Messias-Komplexe ...


... und Oasen.


Prediger-Seminar: erst zum Sport ...


... dann an den Grill.

Schließlich erzählte ich von meiner Zeit in Arnsdorf und wie es mich nach Wisconsin verschlug. Ich präsentierte auch einige Bilder aus dieser Zeit:


Unterwegs in Sachsen ...


... mit Pfarrer Fünfstück ...


... Warten auf den Papst ...


... Beten auf Granit ...


... Taufen im Schöps.

Da gab's also auch in die andere Richtung einiges zu berichten und zu erzählen. In jedem Fall war es eine anregende Unterhaltung entlang diesen verschiedenen Stationen. Übrigens, ein guter Ratschlag, den Eric mir für diese und andere Gelegenheiten (weiter)gab: Sei achtsam, wie du deine Geschichte erzählst, denn genau so wirst du dich an sie erinnern...

Am Samstag Abend schließlich stand Erics Ordinationsjubiläum im Zentrum, als sich über achtzig Menschen zu einem feierlichen Dinner zusammenfanden. Als Vikar hatte ich die Ehre, mit am Haupttisch, "an der Seite des Meisters", zu sitzen. Es gab etliche, sehr unterhaltsame Erinnerungen, die zum Besten gegeben wurden, darunter die vielen Trips, die Eric mit der Kirche für die Organisation "Habitat for Humanity" unternahm. Das ist eine Organisation, die Freiwillige für Bauprojekte anwirbt, in Gegenden, wo man sich keine Firma leisten kann. Der Erzähler, Clark, gab daraufhin den Song "I've been everywhere, man" (in etwa: "Mann, ich war schon überall") von Johnny Cash zum Besten. Hier das Original:


Im Juli werde ich zusammen mit anderen ebenfalls an einem Habitat-Trip teilnehmen!

Auch die vielen Kostüme, die Eric im Laufe seiner Zeit hier für seine Predigt-Inszenierungen zum Einsatz gebracht hat, fanden Erwähnung. Am Ende durfte ich das Schlussgebet sprechen, für das ich übersetzte Worte des bekannten Liedes "Komm, Herr, segne uns" verwendete, welche guten Anklang fanden.

Am Sonntag-Morgen folgte ein großer Festgottesdienst, der mit ingesamt 20 Musikern (einschließlich Bläsern) bestückt war. Es predigte ein alter Freund und Mentor von Eric, Bob Ullman, und ich kümmerte mich um den Rest der Liturgie. Schaut doch mal rein, auch ohne Englischkenntnisse ist die Musik sehr schön, besonders das Solo nach der Predigt, ab der 46. Minute:


Dabei lernte ich auch, dass die Melodie, die wir als Europa-Hymne kennen (von Beethoven), im englisch-sprachigen Raum schon seit über hundert Jahren als Kirchenlied-Melodie Verwendung findet!

Schließlich war am Sonntag auch noch Vatertag. Dieser wurde hier 1909 komplementär zum Muttertag eingeführt von einer Frau, die zusammen mit ihren fünf Geschwistern von einem alleinerziehenden Vater aufgezogen wurde. Vatertag ist immer am 3. Sonntag im Juni und wird von den meisten Ländern der Welt an diesem Tag gefeiert! Deutschland mit dem Vatertag zu Himmelfahrt (bzw. "Männertag"-Besäufnis) ist dagegen eine Ausnahme. - Hier macht man meist irgendwas gemeinsam mit der Familie, zusammen grillen oder Ähnliches.

Soweit mal wieder meine Aktivitäten und Eindrücke ...

God bless you, and take it easy,
euer Jakob

Comments

Post a Comment

Popular posts from this blog

Road Trip durch die USA

S'mores and more!

Ein Tag in Madison und andere Kleinigkeiten