Kanus in Kanada
Selfie-Time mit Lily, Eric (rechts) und Erics Tochter Elsa (hinten)
Nach einer Woche in der kanadischen Wildnis sind wir nun alle wieder heil zurückgekehrt. Am Samstag (12. August) ging es früh um fünf mit 14 Leuten in drei Autos los: ich saß mit Bill in seinem Pickup Truck, der auch das ganze Gepäck enthielt, die anderen 12 verteilten sich auf zwei Fahrzeuge. So fuhren wir etwa 12 Stunden (inkl. Pausen) bis zur kanadischen Grenze. Während die Amerikaner problemlos einreisen konnten, bekam ich einen Stempel in den Pass, der meinen Aufenthalt auf eine Woche begrenzte (bis 20. August). Dann fuhren wir nach Atikokan im kanadischen Bundesstaat Ontario, wo uns unser Ausstatter erwartete:
Der einzige Elch, den wir auf unserer Reise sahen.
Alle Wände waren rundum belegt mit Kanu-Rudern, die allesamt von verschiedenen Gruppen verziert und bemalt worden sind, die hier eine Tour gemacht haben. Auch wir haben am Ende unseres Ausflugs ein solches Ruder bemalt und unterschrieben - auch von früheren Ausflügen der Gemeinde gab es einige Ruder an den Wänden zu entdecken. Wir übernachteten in Stockbetten (vier bis fünf übereinander), die sich alle wie 1,50 m lang anfühlten - insofern war schon mal Schluss mit Komfort.
Am nächsten Morgen brachte uns der Ausstatter mit Kanus und Gepäck and die Ablegestelle, und die Grenze der Zivilisation war erreicht: ab nun gab es keinen Empfang mehr, für die Navigation musste Karte, Kompass und die Erfahrung unseres Reiseleiters John ausreichen. Die meisten hatten ihre Handys sowieso beim Ausstatter zurückgelassen - außer als Foto-Apparat haben sie hier draußen nur wenig Nutzen. Dann haben wir unsere Kanus mit Gemeinschafts- und persönlichen Taschen bestückt und es ging ab ins Wasser. Wir hatten sechs Kanus: zwei Dreier und vier Zweier. Die meisten hatten Wasser-Schuhe oder -Sandalen an - das Kanu wird am Ufer beladen, sobald es im flachen Wasser treibt, dabei kann man sich also direkt von der Illusion verabschieden, dass die Füße trocken bleiben.
Wir vereinbarten mit dem Ausstatter, dass sie uns in einer Woche wieder abholen konnten - damit endete unser Kontakt zur Außenwelt.
Endlose Weiten erwarteten uns.
Am ersten Tag hatten wir gleich eine ordentliche Tour vor uns: 8 Stunden Kanufahrt waren zu bewältigen. Ich bin mit Eric in einem Kanu unterwegs gewesen, und seine Erfahrung half mir sehr, die richtige Form zu finden. Für alle, die wie ich bis vor kurzem uneingeweiht waren: in einem Kanu hat man ein einzelnes Ruder, das man zur Seite ins Wasser führt, mitunter mit einem angewinkelten Paddel, und man sitzt auf der Höhe des Bootrandes. In einem Kayak dagegen sitzt man tiefer im Boot, also eher auf Wasserhöhe, und hat ein Doppelruder. In einem Kanu sitzen üblicherweise zwei Personen und man wechselt sich mit der Seite, auf der man rudert, ab. Derjenige, der hinten sitzt, übernimmt zudem die Steuerung, der Vordermann ist hauptsächlich der "Motor".
Schließlich erreichten wir unseren ersten Lagerort, allerdings war die Insel besetzt, auf die wir wollten, sodass wir ein Stück weiter rudern mussten. Hier pflanzten wir unsere Zelte auf, aßen zu Abend und gingen zeitig ins Bett. Ich hatte mir allerdings für den Trip eine professionelle Camping-Hängematte (engl. Hammock) ausgeliehen (komplett mit Mückennetz und Regenplane), sodass ich etwas abseits für mich sein konnte und nicht mit jemand anderem im Zelt eingepfercht war.
So sieht das Ganze dann aus, komplett mit Hut und Laterne.
Es wurde Abend ...
... und wieder Morgen.
Entgegen meiner Natur war ich morgens oft zeitig auf den Beinen (üblicherweise um 5.30 Uhr) und genoss den Kaffee, den wir mitgenommen hatten (man kann ja nicht auf alles verzichten). Dazu erhitzten wir Wasser aus dem See über dem Lagerfeuer oder dem Gaskocher, den wir sicherheitshalber mitführten. Für Trinkwasser hatten wir eine Filter-Pumpe mitgeführt.
Nach dem ersten krassen Tag blieben wir den zweiten einfach im Lager im Wasp Lake = Wespensee (wurde seinem Namen zum Glück nicht gerecht) und nutzten die Zeit für Wanderungen im Wald, Schwimmen im See, Gemeinschaftsspiele und abends die Sterne (mit den Perseiden) beobachten. Für die Notdurft wurde in einiger Entfernung vom Lager ein Loch gegraben, eine Plane als Sichtschutz aufgehangen und ein selbstgebauter, mobiler Toilettensitz über das Loch gestellt. Ein Ruder, das über den Weg gelegt werden konnte, diente als "Besetzt"-Zeichen. Auch sonst gab es in punkto Essensvorbereitung, Abwaschen etc. immer jede Menge zu tun, darüberhinaus hatten wir einige fähige Angler dabei. Am letzten Tag gelang es auch mir, zwei ordentliche Barsche zu angeln und so zu unserem Mittagessen beizutragen!
Hier war ich mit Cindy und Kandy angeln.
Ansonsten hatten wir vom Ausstatter genügend Essen mitgeliefert bekommen - sobald das Frische (Fleisch, Eier) ausgeht, muss man auf Trockennahrung und Tütensuppen umsteigen - falls man eben keine Fische fängt. Darunter gab es auch eine Nahrung mit dem schönen Namen Gorp, wobei es sich um eine Mischung von Nüssen und Teig handelt, die mitunter zu einem festen Block gepresst sind - Power-Nahrung für Kanufahrer eben.
Dann machten wir uns an Tag 3 zu unserem nächsten Ziel auf, einer Insel weiter im Norden im Sanford-See. All diese Seen sind wie ein großer Organismus miteinander verbunden - nur gibt es manchmal kleine Wasserfälle dazwischen, die nicht mit dem Kanu zu bewältigen sind - in diesem Fall macht man eine Portage - das Kanu und alle Gepäckstücke müssen über Land zur nächsten Ablegestelle transportiert werden. Keine leichte Aufgabe! Dazu haben die Kanus (hergestellt aus Tevlar, aber immer noch ein ordentliches Gewicht) eine Art Schulterpolster, sodass ein Einzelner jeweils ein Kanu tragen kann. Alle packen mit an, und nach ein paar mal Hin- und Herlaufen ist es geschafft und es geht zurück ins Wasser.
Blick von unter der Regenplane.
Auf dieser Insel hatten wir etwas Besonderes vor: zwei der Mitreisenden (Alex & April) ließen sich hier verheiraten. So schritt die Braut aus dem Zelt heraus, und Eric organisierte eine kleine Zeremonie auf der Felsklippe weit über dem tiefblauen See - eine tolle Szenerie. Auch hier verbrachten wir einen Ruhetag.
Am fünften Tag erwartete uns die wohl härteste Fahrt des Ausflugs - zunächst ging es auf hohen Wellen über den Sanford-See und dann fast den ganzen Weg zurück in die Vulkanbucht (kein Vulkan zu sehen), wo wir an einem kleinen Strand, der von gierigen Eichhörnchen besetzt war, unser Lager aufschlugen.
Volcano Bay.
Zumindest hatte die Gewalttour den Vorteil, dass wir am letzten Tag nicht mehr den ganzen Weg zur Abholstelle zurücklegen mussten, sondern gemütlich nach dem Mittag (frischer Fisch) dorthin paddelten. Nach einer weiteren Nacht im Hochstockbett ging es entlang des riesigen Lake Superior zurück nach Kewaskum.
Kurze Frühstückspause in Grand Marais.
Nun heißt es erstmal wieder in den Alltag zurückfinden. Diesen Sonntag bin ich wieder dran mit Predigen und demnächst (im September) wird es dann mit dem nächsten Jahrgang wieder Konfi-Unterricht geben und ich werde einen Teil der Stunden leiten. Soweit erstmal von jenseits des großen Teichs!
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